Als der Dieb Anton T. (Name geändert) an diesem besagtem Mittwoch im November an der Gabelung zwischen Hauptstrasse und Park auf ein Opfer lauerte rechnete er mit vielem.
Zum Beispiel mit einer großen Beute.
Niemals aber rechnete er damit.
Damit etwa, dass sein zukünftiges Raubopfer, eigentlich gar kein Opfer war, und niemals eins sein wollte.
Nein.
Sie war einfach nur stinksauer.
Sabine W. (Name erst recht geändert) bog also geladen wie sie war um etwa 21:34 Uhr in den Park ein, um ein Stückchen Weg zu ihrem Haus abzukürzen.
Anton, der schon eine geraume Zeit in einem Wegnahem Gebüsch hockte, kritisch beäugt von diversen Katzen und verirrten Igeln, und nicht wenig fror (was unter anderem daran lag das er vor Aufregung eine dicke Jacke vergessen hatte), setzte bei dem Anblick der zarten Sabine W. sein Adrenalin in gang, und sprang mit einem Satz aus dem Gebüsch auf den Weg.
Auch nicht gerechnet dabei hatte er mit der störrischen Eigenart von Gebüschen nicht besonders plüschig zu sein.
Und da er während des Herausspringens versuchte gleichzeitig seine extra vorbereitet Skimütze über das Gesicht zu ziehen, bot sich der wütend daherstapfendem Sabine das Bild eines schreienden Mannes, dessen eine Hand mit dem Handschuh im Gebüsch fest hing und der mit der anderen Hand versuchte eine Mütze über die Augen zu ziehen.
Was besonders lustig aussah, da er es mit der falschen Seite versuchte und von daher ab diesem Moment auch nichts mehr sehen konnte.
Selbst die Katzen kamen näher um dieses Objekt des Elends näher zu betrachten.
Während Anton also nun schreiend zwischen Gebüsch und Weg hing, kam die stinksaure Sabine immer Näher und überlegte sich entweder mit zu schreien oder dem armen Subjekt zu helfen.
Sie entschied sich für zweiteres, und näherte sich Antons in Dornen fest hängender Hand um sie herauszuziehen, was nicht einfach war, da Anton immer zu schrie: „Ich bin blind, ich bin blind“ und zudem immer noch den Handschuh festhielt, was eine Befreiung aus den Dornen ziemlich erschwerte.
„Lass den verdammten Handschuh los!“ bellte Sabine „sonst bleibst du ewig im Gebüsch hängen!!!“
Anton gehorchte, hörte aber nicht auf wie wild zu ziehen und zu zerren.
Kaum war die Hand befreit, knallten demnach sowohl Sabine als auch Anton (der sich immer noch für blind hielt) vor das Gebüsch, was zur Folge hatte, dass nun auch Sabine, über das Gewicht des Mannes auf ihr erstaunt und verärgert, nun auch das Schreien anfing.
„Geh runter von mir du Sau! Verpiss dich!“
Sie schrie aus Leibeskräften.
„Aber ich bin blind!!! Hilfe! Ich weiß nicht wo ich bin!“ schrie Anton zurück.
„Du bist nicht blind, du Idiot. Zieh dir die Mütze vom Kopf!“.
Anton gehorchte, und war schlagartig von seiner Blindheit befreit.
Seine Hand schmerzte, seine Knie waren aufgeschürft und irgendwie hat er sich dabei nun auch den Rücken verrenkt.
Sabine und Anton rappelten sich schweigend vom steinigen Parkboden hoch.
„Wenigstens Danke könntest du sagen!“
„Äh, ja . Danke!“
Anton war das alles sichtlich peinlich, aber Sabines Wut über den chaotischen Arbeitstag, den verpassten Bus und das Ausgefallene Date am Abend war nicht im Geringsten verblasst.
Eher im Gegenteil.
Hat sie doch auch noch das Pech einen sichtlich dämlichen Mann aus einem Gebüsch befreien zu müssen.
„Also dann. Pass das nächste Mal besser auf!“
Sabine ruckelte ihren Mantel zurecht, bereit den Weg zur kuscheligen Couch und einem kühlen Bier fortzusetzen, aber leider fiel Anton wieder ein warum er eigentlich aus dem Gebüsch gefallen war.
Er setzte seine Mütze auf, diesmal richtig herum, holte tief Luft, und tippte Sabine auf die Schulter.
„Das ist ein Überfall!“
Sehr viel mehr ist von der Geschichte des Mannes den alle Notärzte, Sanitäter und Schwestern jetzt nur noch Deppen Toni nennen nicht bekannt.
Klar ist nur, er wurde von einem Spaziergänger der seinen Hund Gassi führen wollte zusammengekrümmt und wimmernd im Park aufgefunden und ins nächste Krankenhaus gefahren.
Dabei stammelte er immer wieder die Worte: „Oh bitte….oh großer Gott… Oh bitte…. wenn du nur aufhören würdest!“
Auf eine Anzeige wegen Körperverletzung gegen unbekannt verzichtete Toni ebenfalls.
Somit ist ein Park mehr in der Stadt wieder sicher.